"...wenn dich niemand will."

Die Jugendwohngruppen im Park begleiten Jugendliche mit unterschiedlichsten Geschichten und Lebenslagen in die Selbstständigkeit. Dabei spielen äussere «Marker» wie das Aufrechterhalten einer Tagesstruktur, das Erlernen von Wohnkompetenzen und Zuverlässigkeit eine wichtige Rolle. Die Grundlage für diesen Prozess bildet jedoch die Beziehung zum Menschen hinter diesen Zielen in seiner Ganzheitlichkeit und Schönheit. Viel mehr als ein «erreicht» oder «nicht erreicht» sollen die Jugendlichen spüren: hier dürfen sie sein.

An einem Mittag kommen die anwesenden Jugendlichen und Mitarbeitenden zum gemeinsamen Essen zusammen. Die Gespräche drehen sich um Alltägliches: Wie geht es dir? Wie war es in der Schule? – Können wir am Wochenende etwas Cooles unternehmen? Wer ist morgen da vom Team?

Als das Essen vorbei ist, bleiben ein paar der Jugendlichen gemütlich sitzen und es entspannt sich ein ungezwungener Austausch zwischen ihnen. Plötzlich öffnet sich die 15-jährige Tanja*, die sich orientierungslos fühlt, was ihre berufliche Zukunft angeht und aktuell ohne Tagesstruktur dasteht. Im Gespräch mit den Jugendlichen erzählt sie, dass ihr auch das Leben auf der WG zu schaffen macht, sie möchte lieber nicht hier sein. Im Versuch zu helfen fragen die Jugendlichen nach ihren Eltern: Kannst du nicht zu deiner Mutter? – Nein, die nimmt mich nicht. Die war jahrelang weg. – Und zu deinem Vater? – Von dem bin ich gekommen, der macht mich kaputt. – Hast du sonst Familie? – Die gehören alle zu meinem Vater, das geht nicht.  Es folgt anteilnehmende Stille.

«Ist richtig scheisse, wenn dich niemand will.»

 

Den ganzen Menschen im Blick

Es ist ein Privileg, junge Menschen anvertraut zu bekommen und sie in einer vulnerablen Phase ihres Lebens begleiten zu dürfen. Gerade weil sich hinter Schwierigkeiten in der Schule, unaufgeräumten Zimmern und respektlosem Verhalten oft zerbrechliche, fundamentale Bedürfnisse verstecken, ist es für die Jugendwohngruppen im Park ein Grundanliegen, einen Schutzraum zu bieten, in dem Jugendliche sich authentisch zu erkennen geben können. In einem sicheren Rahmen können verletzliche Momente wie der obige stattfinden und aufgefangen werden. Es ist ein Kernwert der Jugendwohngruppen im Park, den ganzen Menschen zu sehen: die Jugendlichen mit aufrichtigem Interesse ernst zu nehmen und das Beste in ihnen und für sie zu sehen. Wenn sich daraus solch vulnerable Begegnungen ergeben, ist das zusätzliche Motivation, jeden Tag aufs Neue unser Bestes zu geben.

 

Gesehen und gehört werden

Eine Neuerung, die die Jugendwohngruppe in ihrem Bestreben, die Bedürfnisse der Jugendlichen ernst zu nehmen, weiter voranbringt, ist die Zusammenarbeit mit EQUALS der UPK. Als Teil der schriftlichen Falldokumentation erfassen die Jugendlichen nicht nur eigene Ziele und Wünsche, sondern geben über einen Zufriedenheits-Fragebogen regelmässig Feedback zur Institution, der Zusammenarbeit mit der Bezugsperson, im Team und können rückmelden, wie gesehen und gehört sie sich in ihren Bedürfnissen fühlen. Die Ergebnisse werden mit ihnen ausgewertet, ins Team getragen und darauf aufbauend kontinuierlich Anpassungen vorgenommen. Dieser Fragebogen ist eines von vielen Tools, das Jugendlichen zeigen soll: du bist wichtig und wir nehmen dich ernst. Dies schafft die Vertrauensbasis für eine Zusammenarbeit, die den längerfristigen Erfolg der Jugendlichen weit über ihren Aufenthalt auf den Jugendwohngruppen hinaus zur Perspektive hat.

 

*Name geändert